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Sonntag, 14.8.2016

Frühstück im Hotel


Heute habe ich für meine Verhältnisse mal richtig lange geschlafen. Um 7:00 Uhr geht’s zum Frühstück. Natürlich bin ich der erste und während des ganzen Frühstücks auch der einzige Gast.

Was geboten wird, kann sich wirklich sehen lassen. Die Auswahl ist riesig und es ist für jeden etwas dabei. Ich mag´s, wie man sieht, herzhaft.

Richtung Ronda


Als ich das Hotel für meine erste größere Andalusien-Tour verlasse, ist noch alles dunkel. Keine Menschenseele zu sehen. Wie wird das erst werden, wenn ich morgen meinen gewohnten Urlaubsrhythmus verfalle und bereits vor dem Frühstück Abreise.

Mein erstes Ziel ist Ronda, das ich vor allem deswegen auf dem Plan habe, weil man dort angeblich eine fantastische Brücke fotografieren kann. Da ich nichts dem Zufall überlassen will, habe ich bereits zu Hause mithilfe von Google Maps den wohl bestmöglichen Fotografier-Punkt ermittelt und unter „Lieblingsplätze” abgespeichert. Mit den Koordinaten kann ich jetzt locker die Navigation dorthin meinem elektronischen Helfer überlasen. Also „Lieblingsplätze” im Navi wieder abgerufen, „Fotografier-Punkt Brücke Ronda” geöffnet und los geht’s.

Sonntagfrüh, ich bin nahezu das einzige Auto auf der Autobahn. Nur seitlich läuft irgend so ein Typ rum, mit einem Gewehr! Keine Ahnung, worauf der Jagd macht. Vielleicht nach Hasen oder irgendwas in der Art. Und ja, jetzt bin ich mir ganz sicher: Hasen, denn jetzt rennt einer von ihnen panisch direkt vor mir über die Autobahn. Um 7:39 zeigt das Navi Sonnenaufgang an, wegen der Berge, die uns überall umgeben, kann man die Sonne aber erst 12 Minuten später sehen.

Richtung Ronda fährt man durch in eine Bergwelt. Auf der ganzen Strecke praktisch keine Chance, irgendjemand zu überholen. Da hat man dann auch Skrupel, zum Fotografieren an den Straßenrand zu fahren. Nachfolgende kämen einfach nicht vorbei. Zum Glück ist fast niemand unterwegs.

Eine Scheiß-Idee


Gegen 8:30 Uhr erreiche ich Ronda. Jetzt ist es nicht mehr weit. Eben gerade bin ich am der Stierkampfarena vorbeigefahren. „Hey, und das ist die Brücke! Da muss ich jetzt irgendwie rechts runter.”  In meinem Eifer hab ich dann gar nicht mehr auf´s Navi geachtet und bin rechts die Calle Tenorio rein. Mist, die Hauswände links und rechts kommen immer näher! Beim Restaurante Duquesa de Parcent wird´s etwas lichter. Dass ich dann den linken Abzweig genommen hab, war wohl ein Riesenfehler. Wie soll ich da jemals wieder rauskommen? Der Wagen ist gerade mal einen Monat alt. Ich kenn´ den noch nicht. Ich würde lügen, wenn ich meine Panik leugnete.

Zurück in der Zivilisation – unfallfrei


Fragt mich nicht wie, fragt nicht, wie viel Blut und Wasser ich geschwitzt hab. 100 m waren´s nur bis zur Calle Armiñán, einer „normalen” Straße, aber was für 100 m? Ich weiß nicht, wie ich durch die Calle San Juan de Letrán durchgekommen bin. Jedenfalls bin ich durch, und ein Kratzen am Auto habe ich nicht gehört. So eingeengt, war ich noch nie. Wahrscheinlich noch nicht mal bei meiner Geburt.

Ich fahr´ links, in der Hoffnung, irgendwo ein Parkhaus zu finden. Und ich hab Glück! Direkt vor der „Iglesia de Nuestra Señora de la Merced Ronda“ in der Rondaer Neustadt El Mercadillo, werde ich fündig. Ich stelle mein Auto im Parkhaus in der Calle Carlos 1 ab und mach mich, die Kirche Iglesia de Nuestra Señora de la Merced Ronda im Rücken zu Fuß wieder auf den Weg Richtung Brücke.

Zu Fuß durch Ronda


Nach etwa 200 m kommt man rechter Hand wieder an der Stierkampfarena vorbei. Sie ist eine der ältesten in ganz Spanien und offenbar sollen viele berühmte Toreros hier zu Hause gewesen sein. Da Stierkampf für mich aber Tierquälerei ist, möchte ich nicht näher darauf eingehen. Nach weiteren 100 m kommt man zur Plaza España. Aus dem alten Rathaus dort ist inzwischen ein Parador geworden.

Endlich bin ich an der Brücke, die in rund 100 m Höhe den Rio Guadalevín überspannt. 1751 hat man angeblich mit deren Bau begonnen. Von hier oben bekomme ich die aber nicht gut ins Bild. Ich habe immer noch die Version vom heute früh gesuchten „Fotografier-Punkt“ im Kopf. Also geht’s weiter, wieder in die Calle Tenorio rein, dann am  Restaurante Duquesa de Parcent  aber rechts. Der Weg führt zum Casa Don Bosco“. Warum das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaute Haus ausgerechnet „Casa Don Bosco“ heißt, habe ich nicht herausbekommen. Nur eines weiß ich: Johannes Bosco hat nie hier gelebt.

Von dem kleinen Platz vor dem Haus, auf dem auch ein Don-Bosco-Denkmal steht, kann man die „Puente Nuevo“ schon ganz passabel gut sehen. Doch das ist nicht das, was ich brauche. Ich muss weiter runter, um das ganze Ausmaß dieser gewaltigen Brücke darstellen zu können. Man sagt ja, rothaarige Katzen seien „Glücks-Katzen“ und so scheint es tatsächlich zu sein, denn unmittelbar vor dem „Casa Don Bosco“, genau dort wo die Katze liegt, geht rechts ein Fußweg runter – zum Teil sogar mit Stufen. Der Weg führt zwar nicht zu meinem geplanten Fotografier-Punkt, aber da, wo ich jetzt bin, kann man meines Erachtens noch bessere Bilder machen. An diesen Platz komme ich nie mehr! Zum Glück ist bei Digitalfotografie der Speicherplatz heute nahezu unbegrenzt.

Runter war das gar kein Problem, aber rauf! Ich sag euch, dass man da so völlig untrainiert (mit 61 und bei 33°C) ganz schön ins Schwitzen kommt. Du kannst gerade mal 10 Schritte gehen, dann musst Du wieder anhalten und keuchen. Zum Glück habe ich im Fotorucksack noch ein relativ kühles Radler dabei, das ich mir gestern bei Lidl gekauft habe (Hinweis: Mein Hotelzimmer hat ne Minibar, dort kann man kühlen) .

Vom Casa Don Bosco aus, geht´s dann – nachdem ich oben und nach einigen Minuten wieder einigermaßen bei Atem bin – durch die Altstadt La Ciudad ebenerdig weiter zum „Plaza Duquesa de Parcent“ an dessen nördlichem Ende die Kirche „Parroquina Santa María la Mayor“ liegt.

Sie ist die wichtigste Kirche Rondas. Nach der Reconquista, d. h. nachdem die muslimischen Machthaber im Mittelalter von den Christen wieder zurückgedrängt wurden, hat man sie auf den Grundmauern der Moschee errichtet. Auf mich wirkt das keinen Deut intelligenter, als wenn zwei Hunde an der Hausecke um die Wette pinkeln. Ist es wirklich notwendig, so seine vermeintliche Macht zu demonstrieren? Der Glockenturm besteht im unteren Teil noch aus einem Minarett der Almohaden-Zeit. Der Glockenstuhl wurde später einfach drauf gesetzt.

Vom  Plaza Duquesa de Parcent geht’s dann wieder runter zur Calle Armiñán, der Hauptstraße, die quer durch den Ort und auch über die Puente Nuevo führt.

Hier weiß man nicht, wem oder was man die meiste Aufmerksamkeit schenken soll. La Ciudad ist einfach durchweg sehenswert. Etliche Museen buhlen um die Touristen. Ich bin aber kein Museums-Typ. Fasziniert hat mich dagegen eine Wandmalerei, auch an einem Museum, dem  Bandolero-Museum. Aber was sind  das, Bandoleros? Eigentlich sind´s gesetzlose Straßenräuber, die für eine Art „Umverteilung“ sorgten, weswegen sie bei dem armen Leuten als wahre Helden und Wohltäter angesehen wurden. Einer von ihnen, der in der Nähe von Ronda wirkte, war José María Hinojosa, den man auch „El Tempranillo“ nannte, quasi ein spanischer Robin Hood.

Ich komme erneut zurück zur Puente Nuevo und traue mich dann auch, mich ein bisschen weiter über die Brüstung zu lehnen, obwohl´s hier mächtig runter geht und ich meine Höhenangst bei erdgebundenen Plätzen noch immer nicht im Griff hab´. Aber von hier oben, das hat fotografisch schon auch seinen Reiz.

Wieder über die Brücke drüber, trinke ich in einem Café (rechts neben McDonalds) einen Cappucchino. Frisch gestärkt geht´s weiter´und vor der Stierkampfarena links rein zum Alamedo de Tajo, einem öffentlichen kleinen Park aus dem 19. Jahrhundert. Mit seinen hohen Kiefern ist er an heißen Sonnentagen wie heute ein idealer Aufenthaltsort. Eine Veranda (Mirador de Ronda) bietet einen herrlichen Überblick auf die Umgebung und (teilweise) auch auf die Brücke.

Vor dem Alameda de Tajo, in der Nähe des Stierdenkmals kann man Kunsthandwerk bestaunen und kaufen. Besonders fasziniert hat mich die Arbeit von Cristobal Garcia Barea aus Marbella, der hier sitzt und mit einer Eselsgeduld und mächtigem Können spanische Fächer bemalt. Man kann natürlich auch eine Fahrt mit einer Pferdekutsche buchen, doch ob das bei dieser Hitze, auf Asphalt tiergerecht ist? Die Frage lasse ich offen.

Ich denke, ich habe genug gesehen von Ronda, schließlich habe ich auch noch das fast 2 Autostunden entfernte Sevilla auf dem Programm. 5,15 € kostet´s, wenn ich im Parkhaus mein Auto wieder haben will. Über die A-375 geht´s in nordwestlicher Richtung schnurstracks ins 130 km entfernte Sevilla.


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