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3. Wilhelmshavener Schweinswaltage (2019)

Freitag 19.4.2019


Heute steht die Heimfahrt an. Wir haben alles gepackt und zum Auto runter getragen, das direkt auf dem Hotelparkplatz im Hof steht. Danach gehen wir ein letztes Mal im „home hotel“ frühstücken. Um 7:30 Uhr geht’s los. Wie vor 3 Tagen fahren wir wieder nach Bremerhaven.

Zoo am Meer, Bremerhaven


Mittels Navi habe ich eine Parkplatz genau gegenüber dem Zoo am Meer ausgemacht. Als wir um zehn vor neun dort ankommen, sind wir die ersten und können den Platz aussuchen. Ich bin überrascht, dass der Parkplatz nur 200 m vom Eingang des Parkhauses Havenwelten entfernt ist, wo wir am Dienstag waren.

Im Zoo, gleich neben dem Eingang rechts kommen wir zum Schimpansengehege. Das daran anschließende Eisbärengelände ist riesig. Es macht – wenn man sich mal den Plan des Zoos ansieht – bestimmt 1/4 des ganzen Zoogeländes aus.

Auf einer Art „Balkon“ in der ersten Etage des Eisbärengeheges sind die Polarfüchse zu Hause.

Der Weg führt vorbei an Seelöwen, Seehunden und Seebären.

Es folgen Humboldpinguine, Magellan-Dampfschiffenten …

… und Basstölpel, die man u. a. auch direkt von unter Wasser sehen kann.

Der Weg ist so genial angelegt, dass man – wenn man an den Schneehasen und Sumpfschildkröten vorbei geht – in eine Art Untergeschoss kommt, von wo aus man die Seelöwen, Seehunden und Seebären, die man auch oben schon sah, jetzt in umgekehrter Reihenfolge von unten besichtigen kann.

 

Kommt man aus den Gewölben heraus, ist man mit Schneeeule und Sibirischen Eichhörnchen praktisch durch.

Es stimmt schon, der Zoo ist winzig klein (etwa so groß wie ein Fußballfeld), dennoch sind die Gehege – meiner Ansicht nach – wirklich groß und vor allem sehr gepflegt und sauber. Der Fußweg zwischen den Revieren dürfte – geschätzt – deutlich unter 1 km liegen. Wenn man extrem langsam geht, ist man nach spätestens 1½ Stunden durch.

Aber das ist es nicht, was diesen Zoo beschreibt, denn was das Hannoveraner Architekturbüro Herwig, Jaenisch, Wittig und Partner hier geschaffen hat, ist meiner Meinung nach einmalig in der Welt. Die Tiere leben nicht in Käfigen (zumindest empfindet man die Gehege nicht als solche), sondern in Landschaften, die so naturgetreu nachgebaut sind, dass man den Eindruck hat, als sei man wirklich mitten unter bzw. bei den Tieren. Wann sonst hat mich jemals ein Basstölpel unter Wasser angeschaut? Wann sonst ist jemals ein südafrikanischer Seebär oder ein Seehund 2 Meter über mir hinweggeschwommen?

Für mich als Fotograf ist es einfach genial, die Tiere von oben, von unten, über Wasser, unter Wasser und aus allen Perspektiven fotografieren zu können, ohne dass – wie in anderen Zoos meist üblich – gewölbte Scheiben den Blick verzerren. Ich hab mich in diesem kleinen Zoo, der für mich zu einem der schönsten zählt, 1½ Stunden total wohlgefühlt und das wohlige Gefühl hält noch immer an, wenn ich mir jetzt den Besuch in Erinnerung rufe.

Wenn wir schon im Norden sind, ist ein Besuch der Bremer Stadtmusikanten für mich Pflicht. Ich weiß nicht, warum, aber die Geschichte des Hahns, der – obwohl er alles richtig gemacht hat – geopfert und morgen – wegen irgendwelcher Gäste – in den Kochtopf soll, hat mich bereits als Kind tief beeindruckt. Und dann der erlösende Vorschlag des Esels: „’zieh lieber mit uns fort… … etwas Besseres als den Tod findest du überall.“

Bremer Stadtmusikanten


In Bremen angekommen parken wir im Parkhaus am Brill. Von dort sind´s bis zu den Stadtmusikanten durch die Fußgängerzone gerade mal 500 m. Unterwegs kommen wir u. a. am prächtigen Gebäude der Handwerkskammer vorbei.

Wir bleiben aber nicht lang, wir wollen nur unserem Finn zeigen, dass es in JEDER Situation einen Ausweg gibt, wenn man zusammenhält, so wie es die 4 tierischen Freunde in dem Märchen gezeigt haben.

Obwohl Karfreitag ist und die Christen an diesem Feiertag auf Fleisch verzichten, kaufe ich mir an einem Ständchen eine Currywurst mit Pommes. Fisch vertrage ich leider nicht und ich möchte nicht wieder flach liegen wie vor einem Jahr bei unserem Pfingst-Urlaub in Italien.

Nach dem kurzen Abstecher zur „Bremer Selbsthilfegruppe“, die seit heute ein fünftes Mitglied hat, machen wir uns gegen viertel eins auf den Heimweg. Die ersten 50 Minuten auf der A 27 laufen hervorragend, aber dann, kurz hinter Walsrode, sehen wir schon das Chaos. Mega-Stau auf der A 7.

Megastau zwischen der Einmündung der A 27 in die A 7 und Schwarmstedt


Obwohl die Straße in jeder Richtung dreispurig ist, stehen wir. Dreispurig! Zum Glück läuft in NDR1 – Niedersachsen megagute Musik, die uns bei Laune hält. Über 7 Minuten lang halten uns Georgi Gogows melancholische Geige und Toni Krahls kratzige Stimme mit „Am Fenster“ gefangen. Ich sehe nicht mehr den Stau, sondern nur noch den kahlen Schädel des Sängers, dessen schmales Oberlippenbärtchen und den charismatischen Geiger. Wenn ich den Text könnte, würde ich sofort mitsingen.

800 m weit sind wir gefahren, seit das Lied von City angefangen hat. Es folgt ein Stück nach dem anderen: „I can see clearly now“, „Baker Street“, „Fox on the run“, „Lady in red“, „Hello again“. „Livin‘ thing“ und Enyas „Only time“. Time haben wir nun schon genug verbracht im Stau, aber es könnte schlimmer sein. Bei „Knowing me, knowing you“ kommen uns die Bildern in den Sinn von der „ABBA-Tour“ während unseres 2017-Urlaubs in Griechenland. Es geht und geht nicht voran. Während die meisten eine Rettungsgasse bilden, wechselt ein Lieferwagen mit AIC-Kennzeichen ständig zwischen mittlerer und linker Spur. Fast muss man sich schämen, dass man auch AIC an der Stoßstange hat. Inzwischen liebt uns Westernhagen und Percy Sledge schmachtet „When a man loves a woman“, aber es geht nicht voran.

Bye bye baby“ singen die Bay City Rollers als erstes Lied nach den 14.00 Uhr-Nachrichten. Endlich kann ich – kurz nach Schwarmstedt – in der 2. dann in den 3., 4. und schließlich in den 5. Gang hochschalten. Es läuft wieder und die Musik passt! Yeah!!! Keine Ahnung, warum mich mein Navi nicht über die B6 Nienburg/Weser, Neustadt am Rübenberge und Garbsen umgeleitet hat. Möglicherweise wäre das schneller gewesen. Aber nur möglicherweise.

Bis zum Wildpark Hardegsen, wo wir Kaffeepause machen wollen, sind´s noch 150 km. Ich hoffe, dass das nun der letzte Stau war für heute.

Wildpark Hardegsen


Da ich von zu Hause aus in Kassel kein Lokal gefunden habe, das an Karfreitag nachmittags um vier oder fünf auf hat, habe ich im Internet so lange gesucht, bis ich unterwegs was fand. Fündig wurde ich beim Ausflugslokal „Keilereck“ in Hardegsen.

Hardegsen selbst, das sich auch „Tor zum Solling“ nennt, ist eine rund 8000 Einwohner zählende Kleinstadt im südlichen Niedersachsen. Hier gibt es – direkt neben dem Keilereck, wo man auch am Karfreitag essen kann – einen kostenlosen Parkplatz und seit 1965 einen etwa 12 ha großen Wildtierpark, mit etwa 20 verschiedenen Tierarten, bei dem der Eintritt ebenfalls kostenlos ist. Das kommt dem Schwaben doch sehr entgegen. Im Wildtierpark werden neben heimischen Schalenwildarten auch bedrohte Haustierrassen wie z. B. Thüringer Waldziege oder Angler-Sattelschweine gezeigt.

Das Besondere aber ist der Streichelzoo mit Zwergziegen, Hängebauchschweinen, Eseln und Ponys.

Durch den Stau bei der Einfahrt der A 27 auf die A 7 und den jetzigen Aufenthalt beim Wildtierpark ist es etwas spät geworden. Sicherheitshalber ruft Susanne im Hotel in Kassel an, dass wir auf jeden Fall noch kommen, auch wenn’s u. U. später werden kann. „Was meinen Sie mit später?“ „So um Acht!“ „Kein Problem.“ Trotzdem wird es langsam Zeit, dass wir an unserem heutigen Ziel – Kassel – ankommen. Das Auto fährt schon auf Reserve und die Warnleuchte signalisiert, dass es nicht mehr allzu weit sein darf – von wegen Tanken. Zum Glück habe ich ja alles vorbereitet, indem ich von zu Hause aus die Koordinaten einer günstigen Tanke nahe unseres Hotels ausgesucht habe.

Aber Pfeifendeckel! Die Supermarkt-Tanke hat am Karfreitag zu! Jetzt wird’s eng! Zum Glück sind es von der geschlossenen Tanke bis zum Hotel gerade mal 1½ km. Die werden wir wohl noch schaffen.

IBIS, Kassel


Wir quartieren uns ein und erkundigen uns, ob sie uns eine Tankstelle möglichst nahe empfehlen können, allerdings eine, die heute auf hat. Sie können! Die Shell-Tankstelle am Lohfelder Rüssel hat heute auf und ist ebenfalls nur 1½ km weg. Wir versuchen es. Zur Not kann man den Rest – wie der ARAL-Mann in der 1990er-Werbung – zu Fuß gehen – Yes indeed!

Nachdem das nun überstanden ist, fühlen wir uns für neue Schandtaten bereit. Der Herkules in Kassel soll recht interessant sein und das Wetter dazu ist herrlich.

Herkules, Kassel


Der „Herkules“, das Wahrzeichen der Stadt Kassel, ist ein 8,30 m großer kupferner Held, der auf der Spitze einer Pyramide seht, die ihrerseits auf ein achteckiges Bauwerk, das Riesenschloss, aufgepflanzt ist.

Vorbild für den Kasseler Herkules ist der Farneser Herkules, den Landgraf Karl von Hessen-Kassel im Jahr 1700 bei einer Italienreise in der Villa Farnese in der Toskana gesehen hat. So etwas wollte er auch. Deshalb holte er ein Jahr später den italienischen Architekten Giovanni Francesco Guerniero nach Kassel und beauftragte ihn, am Hang des Karlsbergs, wo bereits 1696 eine Parkanlage begonnen wurde, mit dem Bau einer 1,5 km lange Kaskadenanlage zu beginnen, an deren oberem Ende der Herkules stehen und an deren unterem Ende der Riese Enkelados begraben sein sollte.

In Wirklichkeit ist die Anlage aber „nur“ rund 400 m lang geworden. Möglich, dass dem Landgrafen seinerzeit das Geld ausging.

Den kupfernen Helden hat übrigens nicht Guerniero gebaut, sondern der Augsburger Goldschmied Johann Jakob Anthoni. Vier Jahre (von 1713 bis 1717) hat er dran gehämmert und das Kupferblech auf ein Stahlgerüst genietet. Blöd nur, dass Kupfer und Stahl ein sogenanntes Lokalelement bilden und folglich an den Stellen, an denen unedles Metall mit einem edleren Metall in Berührung kommt, korrodiert.

Das ist aber nicht das einzige Problem des Bauwerks. Wohl aufgrund der guten Bearbeitbarkeit besteht der Unterbau des Bauwerks aus Basalttuff, der lokal vorkam. Nachteil ist, dass dieser Stein Regenwasser aufsaugt und dann bei Frost schichtweise abplatzt. Schlussendlich ist das ganze Bauwerk einfach zu schwer, sodass es vom eigenen Gewicht zusammengedrückt wird.

Immerhin, 300 Jahre hat das Bauwerk schon gehalten. Trotzdem wird seit Herbst 2005 alles versucht, die Selbstzerstörung aufzuhalten. Trotzdem schlage ich vor, wieder nach Kassel runterzufahren, bevor der ganze Hang abrutscht und mich vielleicht Herkules´ Keule trifft. 20 Minuten später sind wir wieder im IBIS.

IBIS, Kassel


Das IBIS in Kassel ist eines der wenigen IBIS-Hotels, das noch echte Küche anbietet. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und so speisen wir an unserem letzten Hotelabend dieser Reise wahrlich fürstlich, bevor wir uns zur letzten Nacht zurückziehen.


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3. Wilhelmshavener Schweinswaltgage (2019) – INHALTSVERZEICHNIS
HAUPTGRUPPE BERICHTE

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