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„Fährtle“ zu Blautopf und Schloss Lichtenstein

Aufbruch


Am 12. März 2011 führte uns unser „Fährtle“ von Mering aus auf die Schwäbische Alb zum Blautopf und zum Schloss Lichtenstein. Schon beim Aufstehen spürt unser Hund Chicco (er liebt „Fährtle“), dass heute etwas anders sein wird. Woran er das erkennt, konnten wir allerdings bis heute nicht eindeutig feststellen. Nach dem Frühstück (Kaffee, Butterbrezen und gekochtes Ei) erfolgt dann erst mal der alltägliche Hundespaziergang. Der wird von Chicco mehr oder weniger freudig „abgetrottet“, denn schließlich steht heute ja noch was ganz anderes an. Wenn Herrchen nach dem Hundespaziergang dann aber zur Hundetransportbox greift, dann gibt es für Chicco kein Halten mehr. So schnell bekommt man die Klappe (der Box) gar nicht auf, wie Chicco da hinein möchte.

Blautopf


Die Fahrt führt uns über Friedberg auf die A8 Richtung Stuttgart. Es geht flott voran bis – ja bis dann bei Elchingen der große Stau beginnt. Zum Glück sind wir durch Bayern 3 gut informiert und können unmittelbar hinter dem Stauende die Autobahn an einer Ausfahrt verlassen. Das ist das Schöne bei „Fährtle“, man hat keine exakte Vorgabe und man hat vor allem keinen Termindruck. Die Fahrt führt weiter über Bundes- und Landstraßen durch die weniger schönen Industrieviertel Ulms hin bis Blaubeuren. Inzwischen haben wir strahlendstes Frühlingswetter. Wir stellen das Auto irgendwo ab und genießen schon nach wenigen Metern die ersten Krokusse. Die sind hier schon viel weiter als bei uns in Mering. Man hat den Eindruck, dass sich die Natur heute extra für uns herausgeputzt hat.

Wir starten einen kleinen Stadtrundgang. 30 Minuten soll der dauern, steht auf einem Schild. Genau richtig für uns. Der Weg führt uns am Benediktinerkloster Blaubeuren vorbei (auch von außen schön, mit Hund darf man leider nicht rein) über die Blautopfstraße runter zum Blautopf.

Der Blautopf ist, von der Wasserausschüttung her, die zweitgrößte Karstquelle Deutschlands. Mit normalerweise 2000 Liter pro Sekunde kann es in Spitzenzeiten schon mal zu über 30000 Liter pro Sekunde kommen. Das ist aber sekundär. Viel interessanter ist nämlich die durch Lichtbrechung entstehende, wahnsinnige Färbung des trichterförmigen Quelltopfes, der über 20 Meter in die Tiefe reicht.

Um den Blautopf ranken sich etliche Legenden und Sagen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein glaubte man, die Quelle sei unendlich tief (bodenlos) und der direkte Eingang zur Hölle. Sämtliche Versuche, die Tiefe mit einem Bleilot zu ermitteln schlugen fehl. Erst 1718 gelang es, die Tiefe mit 62½ Fuß zu ermitteln, Bis dahin vermutete man, dass man die Trichtertiefe deshalb nicht ermitteln konnte, weil eine Nixe bei jedem Versuch das Blei-Lot stahl. Diesem Blei-Lot ist auch ein Schwäbischer Zungenbrecher gewidmet, der eigentlich nichts anderes sagt, als dass in Blaubeuren ein Blei-Klötzchen herumliegt.

´S leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeira,glei bei Blaubeira leit a Klötzle Blei.

Über die Nixe schreibt auch Eduard Mörike in seiner Geschichte von der „schönen Lau“. Sie war die Tochter einer Menschenfrau und eines Wassergeistes namens Donau-Nix, der aus dem Schwarzen Meer kam. Die schöne Lau wurde in den Blautopf verbannt, weil sie nicht lachen konnte und sämtliche ihrer Kinder Totgeburten waren. Der Bann sollte erst dann gelöst werden, wenn ihr Neugeborenes überlebt und sie fünf mal gelacht habe. Schlussendlich hat das dann geklappt, obgleich ich Mörikes Sprache und auch den Sinn nicht ganz verstanden habe. Sicher sind unter euch aber Menschen, die ein besseres Sprachgefühl haben als ich, für die ist dieser Link .

Eiscafé Bof – Italienisches Flair in Blaubeuren


Nach so viel Kultur (auch wenn man sie nicht verstanden hat) ist es zwingend geboten, etwas für´s leibliche Wohl zu tun. Eigentlich wollten wir ja direkt bei der Gaststätte am Blautopf bleiben, auf einer Tafel war auch Kaffee und Kuchen angeboten, doch ein Mitarbeiter der Gaststätte mit seinem megalauten Laubbläser hat uns jegliche Freude daran verdorben. So haben wir unseren Rundgang durch Blaubeuren über die Blautopf- und die Klosterstraße fortgesetzt. Vorm Eiscafe Bof ist eben ein Mitarbeiter dabei, im Freien Tische herzurichten. Auf die Frage, wann er öffne, meinte er, es sei schon offen. Na, wenn das keine Einladung ist!

Inzwischen ist es zum ersten mal in diesem Jahr (es ist der 12.3.2011) so warm, dass man auch ohne Winterjacke draußen sitzen kann. Wir nutzen die Gunst der Stunde und bestellen Crepes mit Joghurt-Eis und Früchten (3,50 €), dazu super leckeren Cappucchino (2 €). Und bei all dem muss unser armer Hund dabeisitzen und zusehen. Er hat hinterher aber auch ganz lecker Hundekuchen und Stängele (Kauknochen) bekommen. Damit war er zufrieden. Für ihn das Allerwichtigste ist nämlich beim „Fährtle“ dabeisein zu dürfen, ab und an ein Hundemädchen zu beschnüffeln oder einen Hundefreund zu treffen, alles andere ist dann zweitrangig. Nach unserem „zweiten Frühstück“ haben wir unseren Rundgang durchs wunderschöne Blaubeuren fortgesetzt und sind dann alsbald weitergefahren Richtung Münsingen und Engstingen zum Schloss Lichtenstein.

Schloss Lichtenstein


Das Schloss liegt am nordwestlichen Steilabfall der Schwäbischen Alb etwa 250 Meter oberhab des Echaz-Tals und des Ortes Honau. Es wurde zwischen 1840 und 1842, die Romantik war gerade auf ihrem Höhepunkt, nach den Plänen von C. A. Heideloff gebaut. Auftraggeber war Wilhelm Graf von Württemberg, ein leidenschaftlicher Sammler von Waffen, Rüstungen und Gemälden, der ganz offensichtlich inspiriert von Wilhelm Hauffs 1826 erschienenen Roman Lichtenstein eine Ritterburg errichten wollte (oder das, was er für eine Ritterburg hielt), um dort seine Waffen, Rüstungen und Gemälde unterzubringen.

Heute ist Schloss Lichtenstein das schwäbische Märchenschloss schlechthin. So ist es auch kein Wunder, dass der 2009 mit Hannelore Elsner, Anna Loos und Lotte Flack im Rahmen der ARD-Märchenreihe „Acht auf einen Streich“ hergestellte Film „Dornröschen“ eben hier gedreht wurde.

In unmittelbarer Nähe des Schlosses gibt es einen Parkplatz, auf dem man für 2 € den ganzen Tag parken kann. Das machen wir dann auch, um hernach in der kleinen Anlage am Schloss zu flanieren. Das ist kostenlos und liefert dennoch fatanstische Schlossansichten. Strahlend blauer Himmel, der rechts vom Schloss nicht nur nach oben, sondern auch noch 250 m weiter nach unten ins Echaz-Tal reicht. Hier am Steilhang steht zu Ehren des schwäbischen Dichters Hauff ein Denkmal, das ich mir aber wegen seines ungewöhnliches Standorts direkt an der Felskante nicht näher ansehen möchte.

Altes Forsthaus


Stattdessen versuchen wir, im Alten Forsthaus, etwa 200 m vom Haufdenkmal entfernt (in horizontaler Richtung landeinwärts, versteht sich) etwas zum Mittagessen zu bekommen. Das Wetter ist heute so herrlich, dass wir es vorziehen, draußen zu essen. In dem Fall allerdings muss man sich seine Speisen oben im Restaurant im ersten Stock selbst besorgen.

Das tun wir gerne und so können wir uns keine 20 Minuten später an Weißbier, Apfelsaftschorle und Bruschetta laben. Die Preise sind deutlich günstiger als in Bayern und optisch ist die käseüberbackene Bruschetta auch nicht schlecht. Aufgrund unseres italien-bruschetta-verwöhnten Gaumens können wir hier jedoch maximal 4 von 6 Kochmützen vergeben: zu trocken, zu kross und zu wenig Knoblauch. Nun, vielleicht hätten wir hier besser etwas Schwäbisches essen sollen. Die reichhaltige Karte jedenfalls böte ne Menge.

Verdauungsspaziergang


Nach dem Essen sollst du ruh´n oder tausend Schritte tun. Nun, der Bequemlichkeit haben wir schon den ganzen Tag gefrönt, sodass wir uns für zweiteres entscheiden. Die Buchenwälder beim Schloss bieten sich hierzu geradezu an. Die Wandermöglichkeiten hier oben sind so vielfältig, dass man bereits nach kurzer Zeit wieder ganz für sich alleine ist. Wir genießen die Ruhe und erfreuen uns an Märzenbechern, die hier schon blühen.

Nachmittagskaffee


Nach einer kleinen Wanderung von vielleicht ½ Stunde (wir wollen’s ja nicht übertreiben) ist eigentlich mal wieder eine Stärkung angesagt. Dazu wählen wir die Schlossschenke aus, die direkt zwischen Kletterpark und Parkplatz liegt. Wer mag, kann hier gerne wie ein Affe durch die Bäume schaukeln, mein Ding sind diese künstlichen Abenteuer aber nicht. In der Schlossschenke entscheiden wir uns dann doch nicht für Kaffee, sondern nur für Mineralwasser (die Sonne hat uns richtig ausgetrocknet) und Kirschkuchen. Aber der hält leider nicht, was er optisch verspricht. Er ist so süß, dass es beim Essen fast schon weh tut.

Schlussbetrachtung


Zum Abschluss unseres Fährtles gönnen wir uns noch für 2 € Eintritt den Innenhof des Schlosses. Nur hier hat man die Möglichkeit, das obligatorische Schloss-Lichtenstein-Standardfoto zu schießen, dasjenige, das alle Schloss-Lichtenstein-Besucher schießen. Dazu gibt es eine extra Plattform, zwar nicht mit „hier fotografieren“ beschriftet, aber doch schon eindeutig als „best point of view“ zu erkennen. Bei Digitalkameras gelingt das Foto allerdings nur, wenn man mindestens 28 mm Weitwinkel aufschraubt und zudem das Hochkant-Format wählt. Aber nicht nur des Fotos wegen sollte man den Innenhof des Schlosses besichtigen. Es ist einfach zu romantisch und man ist, selbst als Erwachsener, versucht, an den Efeu-umrankten Wänden hochzuklettern, um „Dornröschen“ zu befreien. Für uns war das „Fährtle“ wieder mal ein Highlight. Es muss nicht immer die „Weltreise“ sein. Deutschland hat so schöne Flecken. Ich kann deshalb nur jedem empfehlen, zwischen all dem Alltagsstress hin und wieder ein „Fährtle“ zu unternehmen.


TAGESAUSFLÜGE – FÄHRTLE
REISEBERICHTE AUS DEUTSCHLAND

4 Reaktionen zu “„Fährtle“ zu Blautopf und Schloss Lichtenstein”

  1. Susanne

    Du hast unsren Ausflug wirklich toll beschrieben. Ich freue mich schon aufs nächste „Fährtle“ :o))

  2. mamaildi

    Carpe diem! Da bist du am Hopfensee genau richtig :-))

  3. Sylvia

    Ich kann Dir nur zustimmen, solche Fährtle sind herrlich entspannend – auch wir lieben sie.
    Vielleicht führt Euch ein solches auch mal in unsere Richtung, auch wenn dann die 2 Stunden Fahrtdauer leicht überschritten werden. Ihr wisst ja, wo Ihr mich findet ;-)

  4. Manfred

    Hallo.
    Es gibt doch am „Altes Forsthaus“ einen Parkplatz. Vor dem Parkplatz steht ein Wegweiserpfahl mit einem Tier. Welches Tier ist das eigentlich?
    Auch kann man unterhalb des Parkplatzes sportliche Aktivitäten ausüben. Welche sind das?
    Wer kann mir schon mal vorab helfen?
    Herzlichen Dank und Gruß Manfred

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